TMS Theodor-Mommsen-Schule

Schule trifft auf Politik

„Dialog P an der TMS“

Politikunterricht in der Schule ist häufig eine sehr theoretische Angelegenheit. Schließlich ist der Weg in die Politik für Schülerinnen und Schüler noch weit. Doch was ist, wenn die Politik die Schule besucht?
Am 07. Februar besuchen im Rahmen des Projekts „Dialog P“ drei Politiker aus dem schleswig-holsteinischen Landtag die TMS, um auf die Schülerinnen und Schüler zu treffen. „Es ist wichtig, sich Leute außerhalb der Schule in die Schule zu holen. Unterricht ist damit ja total lebendig“, sagt Indre Schmalfeld, die Schulleiterin der TMS.
„Dialog P“ ist eine Organisation, die den Austausch zwischen Politik und Schülerinnen und Schülern stärken soll. Dafür entsendet „Dialog P“ jeweils einer Schule pro Wahlkreis aus jeder Landtagsfraktion einen Politiker oder eine Politikerin. An die TMS kommen Bernd Buchholz (FDP, 61 Jahre), Malte Jannik-Krüger (Bündnis 90 die Grünen, 30 Jahre) und Martin Habersaat (SPD, 45 Jahre). Der SSW als kleinste Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag kann keinen Politiker oder Politikerin in die Debatte schicken. Claus Cristian Claussen (CDU, 61 Jahre) ist aufgrund einer Krankheit seiner Tochter derweil verhindert.
„Es wäre natürlich schöner, wenn wir alle Fraktionen vertreten hätten, aber letztendlich lässt sich das ja auch nicht beeinflussen. Aber ich denke auch mit den vertretenen Parteien wird da ein differenziertes Bild möglich sein“, sagt Charis Jahn zu der Personallage auf Seiten der Politik.
Sie und Lena Graap sind Lehrkräfte für die Fächer „Wipo“ und „Deutsch“ an der TMS und haben „Dialog P“ für die Schülerinnen und Schüler des Wipo-Profils der 10. und 11. Klasse sowie des Bioprofils der 11. Klasse organisiert. Denn „Dialog P“ setzt nicht nur Engagement von den Politikern voraus, sondern auch Eigeninitiative der Schülerinnen und Schüler. Diese stellen selber Moderatorinnen und Moderatoren für die Veranstaltung, erstellen ein Warm-Up-Quiz und bereiten die Debatte mit politischen Diskussionsfragen vor. Doch wie sehen es die Schülerinnen und Schüler selber, was erwarteten sie vor dieser Veranstaltung?
„Ich glaube nicht, dass wir die Ansichten der Politiker ändern können, aber ich glaube, wir können sie zumindest mit unseren Meinungen zum Nachdenken bringen und die Konversation suchen“, sagen Levin und Karl aus dem Wipoprofil in der 10. Klasse. Ähnlich wie ihre Klassenkameraden glaubt Florentine nicht, dass sie die Politiker überzeugen kann, allerdings: „Ich glaube eher, dass es bei Meinungsverschiedenheiten auf einen Kompromiss hinauslaufen wird.“ Jack, der dem Wipoprofil der 11. Klasse angehört, freut sich über die Möglichkeit, dass Schülerinnen und Schüler Zugriff auf die Politik haben, aber auch darüber im Austausch mit den Politikern ein besseres Meinungsbild zu bekommen.
Um 10:20 Uhr kommen dann auch die drei Politiker und die Veranstaltung geht moderiert von Rajan und Lukas aus dem Wipoprofil der 11. Klasse los. Die Schülerinnen und Schüler sind in zuvor nach Wunsch der Schülerschaft eingeteilte Gruppen auf fünf Thementische aufgeteilt. Dabei wird an jedem Thementisch eine Diskussionsfrage behandelt und ein Platz für die von Tisch zu Tisch rotierenden Politiker sowie den Lehrkräften Lena Graap, Charis Jahn und der Schulleiterin Indre Schmalfeld freigelassen.
Zunächst müssen sich alle im Warm-Up-Quiz präsentieren, bei dem erst persönliche Fragen, wie, ob schon an einer Demonstration teilgenommen wurde, und dann politische und gesellschaftliche Quizfragen behandelt werden. Anschließend beginnt die Debatte und Politiker, Lehrerinnen und die Schulleiterin debattieren an jedem Tisch zehn Minuten lang. Dabei vertreten Lehrerinnen und Schulleiterin nicht ihre Meinung, sondern versuchen, die in der jeweiligen Gruppen weniger vertretene Haltung anzunehmen: „Wir wollen unsere eigene politische Meinung nicht in dem Kontext äußern, weil wir die Schülerinnen und Schüler, die sich ihre Meinung ja selber bilden sollen, nicht beeinflussen wollen“, sagt Lena Graap.
Nach dem ausführlichen Debattieren heißt es dann für die Beteiligten Bilanz zu ziehen: „Ich nehme vor allem mit in den Landtag, dass die Schülerinnen und Schüler hier an ganz aktuellen Themen interessiert sind, was ich als sehr lobenswert empfinde“, sagt Malte Jannik Krüger, der an diesem Tag die Grünen vertritt. Die von den Schülerinnen und Schülern gewählten Themen sind CCS-Verpressung, Bildungsförderalismus, kostenloser ÖPNV, Massentierhaltung und die Frauenquote. Vor allem die Ansichten der Schülerinnen und Schüler, die bei letztgenanntem Thema debattiert haben, verwundern die Politiker: „Dass in dieser Gruppe eine solch klare Haltung gegen die Frauenquote gezeigt wurde, hat mich überrascht und war in meiner Jugend noch ganz anders“, äußert sich zum Beispiel Martin Habersaat, der für die SPD vor Ort ist. Die Lehrerinnen staunten ebenfalls: „Es kamen Fragen, die mich verwundert haben, wie die nach der CCS-Verpressung, schließlich ist das ein Thema, das wir in unserem Lehrplan eigentlich gar nicht behandeln. Aber das zeigt ja nur, dass sich Schülerinnen und Schüler auch über den Unterricht hinaus mit politischen Themen befassen, was ich natürlich sehr positiv finde“, freut sich Lena Graap.
„Ich bin von der Veranstaltung positiv angetan. Es war ein schöner, respektvoller Austausch mit den Politikern“, findet Jack, 11. Klasse. Bernd Buchholz (FDP) zieht ebenfalls ein positives Fazit: „Es ist wichtig, dass es Veranstaltungen wie den Dialog P gibt, damit Schülerinnen und Schüler sehen, dass auch Politiker normale Menschen sind, mit denen sie diskutieren können und nicht nur zuhören, wie das sonst der Fall ist. Außerdem hat es den schönen Nebeneffekt, dass Schülerinnen und Schüler mehr Lust auf Politik bekommen.“
Insgesamt fällt das Fazit nach dem ersten Mal „Dialog P“ an der TMS also positiv aus, sodass Schüler, Schülerinnen und Lehrkräfte mit spannenden Eindrücken in den Politikunterricht zurückkehren können und Politiker mit ebenfalls spannenden Eindrücken in den Landtag zurückkehren können.