TMS Theodor-Mommsen-Schule

Mit dem Nickeleit-Stipendium zum Olympiastützpunkt Rudern

Im Dezember des letzten Jahres habe ich das Nickeleit Stipendium des Q1 Jahrganges der TMS erhalten und konnte ein Projekt meiner Wahl umsetzen. Nachdem dann alles geplant und in die Wege geleitet wurde, konnte es für mich endlich losgehen: nach Dortmund zum Olympiastützpunkt Rudern, denn dort durfte ich für eine Woche ein Praktikum bei Larina Wiesen (Trainerin und ehemalige Steuerfrau des Deutschen Frauenachters) absolvieren, um von meiner bisherigen Sportlerperspektive mal umzusteigen in die Trainerperspektive.

Am Montag, den 13. Mai, ging es für mich dann gegen Mittag mit der Bahn nach Dortmund. Ich war wirklich sehr gespannt auf die bevorstehende Zeit dort und was mich so erwarten würde. Mit insgesamt 4 Stunden Verspätung kam ich dann leider erst gegen 22 Uhr am Hauptbahnhof an. Von dort aus ging es direkt zum Olympiastützpunkt Dortmund, was am Rande der Stadt lag. Da ich erst so spät am ersten Tag ankam, habe ich dann nur noch mein Zimmer gezeigt bekommen und war schon gespannt auf die nächsten Tage – die Trainingseinheiten, die Sportler und Trainer, sowie das Gelände und die verschiedenen Abläufe.
Der nächste Morgen begann für mich gegen 7 Uhr, da ich mich mit Larina in ihrem Büro verabredet hatte. Für die U-23 Sportler, die ich die Woche über begleiten würde, stand zuerst einmal Krafttraining auf dem Plan. Doch da die Sportler am vorherigen Wochenende noch in Gent bei der Regatta gestartet waren, mussten vor der morgendlichen Trainingseinheit die Boote wieder vom Bootshänger, mit dem die einzelnen Vereine die Boote zu den Wettkämpfen transportieren, abgeladen werden. Somit warteten wir erstmal vergeblich im Kraftraum auf die Sportler. Als alle Boote wieder in den Bootshallen lagen, ging es dann doch zurück in den Kraftraum und die Sportler erhielten ihren neuen Trainingsplan. Je nach Saisonzeitpunkt wird der Plan individuell an die Sportler angepasst und der Fokus variiert zwischen Schnellkraft und Ausdauer.
Für mich hieß es – nach dem Krafttraining und einer anschließenden kleinen Tour durch das Gebäude– Zeit für die Mittagspause. Mir stand eine Küche am Stützpunkt zur Verfügung, sodass ich dort immer kochen konnte. Anschließend erkundete ich nochmal alleine das Gelände und machte einen kleinen Spaziergang am Dortmund-Ems-Kanal entlang – das Wetter war so schön frühlingshaft und es wurde richtig angenehm warm in der Sonne. Nachmittags ging es dann für die Sportler in ihren jeweiligen Booten zeitlich versetzt aufs Wasser. Jeder Trainer am Stützpunkt betreut bei den U-23 Sportlern jeweils drei Boote mit je einem Team aus zwei Männern in verschiedenen Leistungsniveaus. Ich durfte die ganzen Trainingseinheiten vom Motorboot aus mit begleiten und wir waren dann pro Einheit jedes Mal um die 3 Stunden auf dem Wasser. Die Boote waren immer ca. 18–20 km auf dem Wasser unterwegs und sind immer eine halbe Stunde versetzt losgefahren. Dazu kommt dann natürlich noch die Besprechung auf dem Wasser und die abschließende Nachbesprechung des Trainings.
Auch abends nach den Einheiten hatte ich dann freie Zeit, die ich zum Kochen genutzt habe. Mit mir haben im Stützpunkt noch 2 weitere Sportler übernachtet – zum einen ein U23 Sportler aus München und zum anderen Hannes Ocik. Er ist mehrfacher Olympia Teilnehmer und gewann in Tokyo und Rio die Silber Medaille. Bis vor ein paar Wochen und zudem Zeitpunkt war er noch der Schlagmann vom Deutschlandachter. Nicht selten habe ich Hannes beim Kochen getroffen. Dadurch ergab sich für mich auch die Möglichkeit mit ihm zu quatschen und mich fachlich auszutauschen, da er mir gegenüber sehr offen war und sich auch Zeit genommen hat, alle meine Fragen zu beantworten. Das war für mich persönlich sehr interessant und natürlich auch ein besonderes Erlebnis.
In den nächsten Tagen war der Ablauf von den Trainingseinheiten ähnlich. Die morgendliche Krafttrainingseinheit wurde zwar zu einer Rudereinheit auf dem Wasser geändert, aber von den Zeiten her hatte es meistens den ähnlichen Ablauf. Innerhalb der Einheiten wurde das Programm jedoch durchaus variiert – mal standen mehr Kilometer auf dem Plan, manchmal waren es kürzere, aber dafür intensivere Strecken mit kleinen Belastungen, ca. 250-750 Meter.
Am Anfang war es für mich noch sehr neu eine so lange Zeit auf dem Motorboot mitzufahren, was ich vorher nur wirklich sehr selten mal gemacht hatte, doch im Laufe der Woche wurde es immer normaler für mich. Es hat mir direkt viel Spaß gemacht, als Trainer-Begleitung mitzufahren und die kleinen oder auch größeren Entwicklungen einzelner Sportler und der Boote festzustellen. Ich konnte allgemein immer mehr in den Alltag dort eintauchen, denn Larina hat mir von vorne bis hinten alles genau erklärt und erzählt, wie etwas dort gemacht wird und warum das wichtig ist. Seien es die Bootskonstellationen und wie diese zustande gekommen sind oder auch die Planung von Wettkämpfen mit dem Transport der Boote und den Besprechungen von Trainern in ganz Deutschland.
Ein besonderes Highlight war für mich persönlich, dass der Deutschland Achter die Woche über ebenfalls in Dortmund trainiert hat. Dadurch habe ich die Möglichkeit erhalten, auch eine Einheit mit Sabine Tschäge, Bundestrainerin des Deutschlandsachters, auf dem Motorboot mitzufahren und das Training des Achters von nahem zu verfolgen. Es war sehr beeindruckend, das Boot zu begleiten und mitzubekommen an welchen Technikpunkten bei einem deutlich höheren Leistungsniveau gearbeitet wird, da durchaus ähnliche Aspekte besprochen wurden, an denen meine eigene Trainingsgruppe auch im U19 Bereich arbeitet. Nach der Einheit durfte ich mit zu dem Frühstück des Team Deutschlands und konnte mich noch einmal direkt mit den Sportlern austauschen. Für mich war dieser Austausch wirklich eine besondere Möglichkeit und ich fand es super spannend, die Sportler alle näher kennenzulernen.
Am Freitagnachmittag ging es dann schon wieder in Richtung Zuhause. Die Zeit dort verging viel zu schnell und obwohl ich mich natürlich auch auf zu Hause gefreut habe, war ich traurig aus dem Alltag dort wieder zurück in den Schulalltag zu wechseln. Es war eine super schöne Woche und ich konnte vor allem auch sehr viel für mich persönlich mitnehmen und meine eigenen neuen Erfahrungen sammeln.
Für einen besonderen Abschluss meines Praktikums bei Larina sorgte dann die 2. Kleinbootüberprüfung in Hamburg, denn ein paar Wochen später durfte ich Larina und ihre Boote noch in Hamburg bei den Rennen begleiten. Bei der Kleinbootüberprüfung treffen Boote (Einer, Zweier) aus ganz Deutschland gegeneinander an, um sich für die Deutsche Meisterschaft und sogar für die WM qualifizieren zu können.
Hierbei waren vor allem die Rennvorbereitungen der Teams, aber natürlich auch die Rennen an sich sehr spannend. Ich konnte die Rennen vom Ufer aus, und einen Vor- und Finallauf jeweils vom Motorboot beobachten und miterleben. Das war auch wieder eine ganz neue Perspektive für mich – sonst bin ich bisher immer nur Rennen in Ruderbooten selber mitgefahren als Sportlerin und noch nie als Begleitung auf dem Motorboot.
Es war ebenfalls beeindruckend zu sehen, was das Training den einzelnen Booten gebracht hat und was die Teams nun für Leistungen erzielen konnten. Außerdem wurde nach den Ergebnissen in Hamburg und den zuvor erreichten Ergebnissen der Saison ausgewählt beziehungsweise ausgerechnet, wer sich für das Nationalteam qualifizieren konnte. Auch der Tag hat mir super viel Spaß gemacht und ich konnte viele neue Eindrücke sammeln.
Ich bin sehr dankbar, dass ich das Nickeleit Stipendium erhalten und so die Möglichkeit für das Praktikum bekommen habe, aber am meisten bin ich Larina dankbar, die mir einen Einblick in ihren Alltag gegeben hat und sich die Zeit für mich genommen hat!

Mara, Q1