Sommertechnikum MINT an der Universität Innsbruck
Ich habe mich schon immer sehr dafür interessiert, wie unsere Welt, vom Atom bis zur Gesamtheit des Universums, funktioniert. Besonders in den letzten Jahren dadurch, dass sich einem viel mehr Wissen eröffnet, habe ich gemerkt, wie sehr es mich fasziniert immer mehr Zusammenhänge verschiedenster Mechanismen erkennen zu können. Mit zunehmendem Wissen, treten aber auch neue Fragen auf und um diese beantworten zu können, wusste ich schnell, dass ich auch nach der Schule weiterhin über die naturwissenschaftlich-technischen Grundlagen unseres Universums lernen möchte.
Leider wird man wohl nie die Möglichkeit haben, alles zu erfahren und zu verstehen und somit muss ich für mich einen Bereich finden, der mich besonders interessiert, da mich im Moment jedoch noch ganz viel interessiert, versuche ich herauszufinden, welche Richtung besonders gut zu mir passt.
Mit dem Nickeleit-Stipendium habe ich die Möglichkeit und den Anreiz bekommen, mich aktiv mit diesem Thema zu beschäftigen und alle Informationen zu sammeln, die für mich wichtig sind. Und so bin ich auf ein Programm der Universität Innsbruck gestoßen, welches dies optimal ermöglicht: Das Sommertechnikum MINT.
Das Sommertechnikum MINT bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit einen Einblick in verschiedenste Studienfächer der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik und Chemieingenieurswissenschaften zu erhalten. Somit konnte ich hier zum einen allgemein etwas über das Studieren lernen und darüber hinaus einen sonst kaum erlangbaren Eindruck aus erster Hand in die Inhalte verschiedener Studienfächer erhalten.
Meine Reise startete am 2. September mit einem Flug nach Innsbruck, wo ich schon am Sonntagabend ins SLH-Schüler- und Studentenheim einziehen durfte. Dort wurden wir, also diejenigen die nicht aus der näheren Umgebung kommen, herzlich willkommen geheißen. Aus Deutschland bin ich aber tatsächlich die Einzige gewesen, die anderen Übernachtungsgäste kamen aus Südtirol, der Großteil jedoch kam aus Innsbruck und Umgebung und ist jeden Tag angereist. Im Wohnheim hat sich dann eine sehr nette Gruppe zusammengetan, mit der ich die Nachmittage und Abende verbracht habe.
Am ersten Tag haben wir natürlich erst einmal eine Einführung in die Abläufe über die Woche hinweg bekommen und ebenfalls eine Vorstellung der Studienberatung. Die Mitarbeiter der Studienberatung können Studierenden, und teilweise sogar Bald-Studierenden, bei Problemen und Fragen jeglicher Art Hilfestellungen leisten und kennen sich mit allem rund um das Studieren bestens aus. Ihr Wissen haben sie dann natürlich mit uns geteilt und sichergestellt, dass niemand befürchtet die Universität wäre völlig anders als alles bisher Bekannte.
Danach haben wir eine Führung durch die Landes- und Universitätsbibliothek bekommen. Als besonders beeindruckend habe ich hierbei die riesigen, eigentlich nicht zugänglichen Räumlichkeiten, in denen ältere Werke aufbewahrt werden, empfunden. Auch im historischen Lesesaal in der Hauptbibliothek herrschte eine ganz besondere Stimmung. Es ist wirklich faszinierend, auf was für einen enormen Umfang an Wissen man als Student Zugriff hat und das in großen Teilen auch schon digital. Am Nachmittag haben dann die Vorlesungen von verschiedensten Vertretern der Studienfächer, von Masterstudenten über Doktoranten bis hin zu Professoren, gestartet. Das erste Fach waren die Chemieingenieurswissenschaften. Ein wirklich spannendes Fach, welches mir vorher noch nicht so geläufig war. Außerdem hatten wir unseren ersten Vortrag über Biologie.
Am späten Nachmittag haben wir uns dann auf den Weg in die wirklich schöne Innenstadt von Innsbruck gemacht, um etwas zu essen. Wenn man so durch die 132.000 Einwohner starke Stadt läuft, hat man den Eindruck, dass diese zu 50 Prozent aus Studenten und zu 40 Prozent aus Touristen, die sich am augenscheinlich recht unspektakulären „Goldenen Dacherl“ erfreuen, besteht. Die Möglichkeit, neue Leute aus ganz neuen Kreisen kennenzulernen war einfach toll und an diesem Abend haben wir uns dann auch noch viel besser kennenlernen können.
Am Dienstag durften wir verschiedenen Vertretern der Informatik und des Digital Science Centers (Institut für Wirtschaftsinformatik, Produktionswirtschaft und Logistik) zuhören. Danach folgte noch die Vorstellung der Bau- und Umwelttechnik. Nach der Vorstellung des Studienfachs durften wir uns noch verschiedene Forschungsprojekte angucken. Besonders gigantisch war ein riesiges Modell einer Talsperre und deren Wasserablasssystems. Nach einer Mittagspause haben wir dann noch einen Überblick in technische Wissenschaften bekommen und durften uns auch wieder Forschungsprogramme in den Laboren der Wissenschaftler anschauen. Diesen Nachmittag haben wir, wie eigentlich fast jeden, in der Innenstadt verbracht.
Dass mich nicht alles interessieren kann, war mir auch vorher bewusst, aber auch auf dieser Seite der Suche Klarheit zu schaffen ist ebenso wertvoll, wie Dinge zu finden, die einen interessieren. Für mich habe ich zum Beispiel mitgenommen, dass Informatik auf jeden Fall nicht das Richtige ist.
Am Mittwoch stand uns ein Firmenbesuch bei der Firma SANDOZ bevor, am Vormittag waren wir jedoch noch an der Universität. Dort durften wir zwei wirklich interessante Vorträge zum einen über Experimentalphysik und zum anderen über Astro- und Teilchenphysik anhören. Auch hier durften wir wieder Experimente anschauen. Wenn ich hier so von Experimenten schreibe, denkt man vielleicht an zwei Reagenzglasinhalte, deren Farbe sich bei Mischung ändert, doch ganz im Gegenteil standen wir hier in einem riesigen Raum mit Lasern, Spiegeln und Linsen, in dem ein einziges Experiment über Jahre läuft.
Toll war hierbei auch, dass alle Forschenden so ausgesprochen begeistert von ihrer Sache waren und sich über jede Nachfrage gefreut haben. Am Nachmittag sind wir dann nach einer sehr lustigen Busfahrt bei SANDOZ in Grundl angekommen und haben erst einmal etwas über das Unternehmen, eine der letzten Produktionsstätten für Antibiotika in Europa, erfahren. Danach haben wir eine Führung durch die Produktionsstätten und das Labor bekommen. Bei beiden galten höchste Sicherheitsvorkehrungen und wir haben Helme, Brillen und Schutzanzüge bekommen. Ein Unternehmen wie dieses ist ein Arbeitsplatz für zahlreiche Universitätsabsolventen des MINT Bereiches, die keine Universitätskarriere eingeschlagen haben. Am Abend waren wir so müde, dass wir uns im Gemeinschaftsraum einen gemütlichen Filmabend gemacht haben.
Am Donnerstagvormittag haben wir die Molekularbiologie, die Mikrobiologie und die Mathematik kennengelernt und durften auch hier viele wertvolle Informationen mitnehmen. Für den Nachmittag war eigentlich ein weiterer Ausflug geplant, nämlich eine Fahrt zur Hungerburg mit der Geologie. Leider war das Wetter schlechter angekündigt als es schlussendlich war und so sind wir in der Universität geblieben. Dort haben wir uns die Sammlung der Geologie angeschaut und erstaunt festgestellt, wie breit gefächert die Möglichkeiten dieses Studienganges sind. Besonders interessant fand ich die Erzählungen über Studentengruppen, die momentan in Thailand, Irland und an noch weiteren Plätzen auf dieser Erde an Projekten arbeiten. Und auch der Uni-Alltag, der sich häufig auch in den Bergen abspielt klang durchaus spannend. Am Abend sind wir zum Schluss noch einmal mit der Gruppe, die sich im Wohnheim gebildet hatte, typisch österreichisch essen gegangen und haben den Abend in der Stadt gemütlich ausklingen lassen.
Den letzten Vormittag haben wir mit zwei Vorträgen über Pharmazie und Chemie verbracht und noch ein letztes Mal total spannende Dinge gesehen. Mit den Vertretern der Chemie haben wir uns wieder Experimente anschauen dürfen. Eines davon hat mich ganz besonders fasziniert. Eine Maschine, die einen so unglaublich großen Druck von 35 GPa und damit einhergehende 2500 Grad Celsius erzeugen kann, dass Kohlenstoff zu synthetischen Diamanten wird. Dabei wird der Druck im Inneren immer größer, da die Kraft auf eine immer kleinere Fläche wirkt und, von anfangs vier Seiten, in der innersten Schale von acht Seiten ausgeübt wird.
In den Fluren hingen außerdem überall Plakate mit Visualisierungen der aktuellsten Forschungsergebnisse, was irgendwie besonders ist, wenn man bedenkt, dass die Forschungen jetzt gerade nebenan laufen. Nach einem kurzen Abschlussgespräch war es Zeit sich zu verabschieden. Mit den Südtirolern habe ich noch ein wenig Zeit verbracht, jedoch kamen nach und nach ihre Züge. So hatte ich am Ende noch ein paar Stunden um die Stadt ein bisschen alleine zu erkunden. Um 21 Uhr am Freitagabend bin ich dann vom Innsbrucker Bahnhof problemlos mit dem Nachtzug in Richtung Hamburg gestartet, wo meine Reise am Samstagmorgen endete.
Die gesamte Reise war für mich eine unglaublich wertvolle Zeit und ich bin sehr dankbar, diese Möglichkeit erhalten zu haben. Zum einen geht es dabei um den Wissens- und Informationsfortschritt, den ich durch diese Reise erhalten habe. Zum anderen geht es aber auch um den großen persönlichen Fortschritt. Das war die erste allein geplante und allein ausgeführte Reise für mich und das ein oder andere Mal musste ich ein wenig über meinen eigenen Schatten springen, z.B. wenn man vor den Türen des Studentenwohnheims steht und nicht weiß wer oder was einen dahinter erwartet. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, die ich auf jeden Fall wiedersehen möchte. Ich habe viel Spaß gehabt und gemerkt, dass die Menschen an der Uni auch nur Leute sind, die gerne mal ein paar Vorlesungen verpasst haben, um im Winter Skifahren zu gehen. Und gleichzeitig bin ich einen Schritt nach vorne bezüglich des Themas Studienfachwahl gekommen und so bin ich mehr als zufrieden.