TMS Theodor-Mommsen-Schule

Woche des Erinnerns

Am 27. Januar gedenkt Deutschland der Opfer des Nationalsozialismus. Den vielen Millionen von Menschen, die zwischen 1933 und 1945 Opfer dieses Regimes wurden.
Doch kann ein Tag wirklich genügen, um all diesen unterschiedlichen Menschen gerecht zu werden, die die grausame nationalsozialistische Diktatur nicht überlebten? Und wird er auch an diejenigen angemessen erinnern können, die aus den Konzentrationslagern befreit wurden und ihr Leben lang nicht über die Verbrechen sprechen konnten, die man ihnen angetan hatte?
Dieses Jahr hat die TMS deshalb, 90 Jahre nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, diesem Gedenken eine ganze Schulwoche gewidmet.
Die Organisation und Vorbereitung eines solchen Unternehmens waren immens: Schon allein die logistische Herausforderung einer Ausstellung für 1100 Schülerinnen und Schüler – keine Leichtigkeit. In drei Räumen wurden von Courage-AG, Technik-AG, Kunstfachschaft und weiteren Freiwilligen ganz verschiedene Stationen eingerichtet, die die Verfolgungen unter den Nationalsozialisten über verschiedene Medien vermittelten, sowohl historisch als auch emotional. Denn wir sind überzeugt: Erinnern ist nicht nur eine Aufgabe des Verstandes, sondern auch des Herzens.
So haben wir Zitate von Überlebenden aus den Konzentrationslagern gesammelt und vertont. Diese in Dauerschleife abgespielten Erlebnisberichte berührten viele Schülerinnen und Schüler, die parallel an den schwarz abgehängten Wänden Porträts der Überlebenden in die Augen blickten.
In der Aula wurde ein Film über Pierre Vignes, den letzten bekannten Überlebenden des Konzentrationslagers in Kaltenkirchen, gezeigt. Der Franzose, der als Mitglied der Résistance mit 19 Jahren verhaftet und deportiert wurde, legte in einem etwa zehnminütigen Interview ein bewegendes Zeugnis seiner Zeit als Häftling ab. Besonders bedeutsam scheint dieser Film, da der letzte Überlebende des KZ-Kaltenkirchen im vergangenen Sommer in seiner französischen Heimat starb. So bleibt dieses Interview eine von wenigen Dokumentationen über den brutalen Lageralltag in Kaltenkirchen.
Im Raum der Stille konnten die Schülerinnen und Schüler daraufhin in Ruhe die Eindrücke dieser Dokumentation des Völkermords reflektieren. Viele verweilten lange in diesem Raum und konnten dabei durch eine Liste der über 600 deportierten Hamburger Kinder und Jugendlichen blättern.
Den informativen Teil des Rundgangs hatte eine neunte Klasse im Geschichtsunterricht mit Frau Yilmaz erarbeitet: An fünf Stellwänden wurden Kopien historischer Quellen und von Schülerinnen und Schülern geschriebene Texte sowie Bilder und Collagen ausgestellt.
Hierbei unterstützten auch Roll-Ups, die der Schule von der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Ahrensbök als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurden.
Eine besondere Herausforderung war dabei die altersbezogene Ausrichtung der Ausstellung sollte der Rundgang doch sowohl von Zehn- als auch von Achtzehnjährigen besucht werden. Viele Lehrkräfte hatten dazu im Unterricht teils mehrere Stunden Vorbereitung geleistet, Filme gezeigt oder gemeinsam über das schwere Erbe diskutiert. Nur durch ihre Arbeit konnte die Ausstellung flexibel auf alle Altersstufen ausgerichtet werden und ihr volles Potential entfalten.
Das Feedback an großen Pinnwänden fiel fast ausnahmslos positiv und überwiegend konstruktiv aus und auch die Vertreter von Stadt und Presse zeigten sich beim Besuch des Rundgangs beeindruckt.
Am Freitag, dem 27. Januar endete die „Woche des Erinnerns“ mit einer Ansprache von Mitgliedern der Courage-AG und einer von der Schulgemeinschaft abgehaltenen Schweigeminute.
Sich der Geschichte von Verfolgung und Völkermord an Juden und anderen Gruppen der Gesellschaft bewusst zu sein, darf nicht nur auf ein solches Projekt, so wie wir sie geplant und durchgeführt haben, begrenzt bleiben, das ist klarer Konsens an der TMS.
Deshalb freut sich die Courage-AG über diese gelungene Woche des Erinnerns, aber auch über Anregungen und vor allem die Bereitschaft möglichst vieler Schülerinnen und Schüler, zukünftige Projekte, so wie zum Beispiel das Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2024, tatkräftig zu unterstützen.

Simon, Q2-3C